Der Wiege Europas droht der Überschlag Veröffentlicht am 27.05.2015 in Europa
Uwe Lang (links) und Harald Mauch, stellvertretender SPD-Ortsvereinsvorsitzender, sehen den Euro nicht in Gefahr.
Griechenland ist die Wiege Europas, doch diese Wiege schaukelt so heftig, dass einem fast schlecht werden könnte und sie zu kippen droht. Die EU schaut mit großer Sorge auf Griechenland: Wird es ein Ende mit Schrecken geben oder einen Schrecken ohne Ende? Keine Panik lautete der Tenor auf der Monatsversammlung der SPD in Dinkelscherben. Der evangelische Pfarrer und Börsenexperte Uwe Lang, der seit vielen Jahren einen eigenen Börsenbrief herausgibt und einige Finanz-Bücher geschrieben hat, konnte die zahlreichen Zuhörer beruhigen.
Schulden seien für Staaten kein Problem, solange sie nicht schneller wachsen, als das Bruttoinlandsprodukt. Das beziffert, vereinfacht dargestellt, den Wert aller Waren und Dienstleistungen in einem Jahr. Wer zu Niedrigzinszeiten Schulden macht, gewinnt am Ende, solange die Zinsen bezahlbar bleiben. Es darf kein Misstrauen der Bürger gegenüber dem Staat entstehen.
Der Staat gibt Bundesanleihen heraus, um damit sein Haushaltsdefizit zu finanzieren. Wer solche Anleihen an der Börse kauft, profitiert von den Zinsen. Nach zehnjähriger Laufzeit kauft der Staat die Anleihen zurück und gibt neue heraus. Das ist ein „Spiel“, das in Deutschland seit vielen Jahrzehnten funktioniert. In Griechenland funktioniert es nicht mehr. Griechenland kann seine Anleihen nicht mehr zurückkaufen, das Vertrauen ist weg. Die Zinsen sind so hoch, dass sie nicht mehr zurückgezahlt werden können.
„Die Europäer helfen den Griechen schon allein deshalb“, so Uwe Lang, „weil sie alle griechische Anleihen hatten und haben.“ Die derzeitigen Verhandlungen mit der neuen griechischen Regierung sieht er insofern skeptisch, als mit Kürzen und Sparen eine Volkswirtschaft nicht in Gang kommen kann, sondern gänzlich abgewürgt wird. Die momentane Situation beschreibt der Börsenexperte so: „Korruption und Schwarzarbeit blühen, die Renten reichen nicht mehr, die Arbeitslosenquote ist erschreckend hoch, Essensausgaben an Bedürftige werden immer mehr.“
Langs Einschätzung, falls Griechenland tatsächlich Pleite gehen würde und der „Grexit“ drohe: „Die Folgen für uns in Deutschland und in der EU insgesamt wären nicht gravierend, der griechische Staat trägt nur zwei Prozent zum europäischen Bruttosozialprodukt bei.“
Und was ist vom immer wieder ins Spiel gebrachten Ausstieg Deutschlands aus dem Euro zu halten? Deutschland ist ein Exportland und deutsche Unternehmen haben vom Euro am meisten profitiert. Das wäre dann vorbei und würde uns sehr schaden, dann wäre kein Vertrauen mehr da, erklärte Uwe Lang. Es käme zu Massenentlassungen, die Unternehmen würden Deutschland verlassen. Die vielzitierte Euro-Rettung empfindet er als „dummes Gerede“, der Euro müsse nicht gerettet werden: „Der Euro ist nicht in Gefahr, der Euro ist eine starke Währung!“